Eine jahrzehntelange Diskussion neigt sich langsam dem Ende zu. Im 19. Jahrhundert wurde oft über die Vor- und Nachteile der Zweitaktmotoren gegenüber den Viertaktmotoren diskutiert.
Heute ist es schwer, ein Motorrad mit Zweitaktmotor neu zu kaufen, wenn es sich nicht gerade um Motocross oder Enduro Motorräder handelt. Die meisten großen Motorradhersteller bieten keine dieser Motoren mehr an. Sie werden heutzutage fast nur noch im Geländesport benutzt.
Anfänger können deshalb leider nicht mehr in den Genuss kommen, die schnellen Zweitaktmotoren auszuprobieren. In meiner Jugend waren die Motoren von Malaguti, Herkules und KTM das Nonplusultra der Ingenieurskunst und faszinierten jeden Jugendlichen. Dass wir das Öl mit dem Kraftstoff mischen mussten, störte keinen. Der Qualm, das spezielle Aroma der Auspuffgase, faszinierte ganze Generationen.
Ich weiß natürlich auch, dass wir der Natur keinen Gefallen mit den knatternden und qualmenden Motoren getan haben, deren Motorsteuerung keine effiziente Nutzung des Kraftstoffs zuließ. Aber jeder, der einmal die Möglichkeit hatte, mit einem 500 Kubikzentimeter-Zweitaktmotor zu fahren, der wird die Faszination verstehen.
Diese Motoren hatten in den unteren Drehzahlbereichen fast gar keine Leistung. Erst ab 5.000 Umdrehungen pro Minute entwickelten die damaligen Zweitaktmotoren ihre Leistung und konnten je nach Motortyp bis zu 20.000 Umdrehungen pro Minute erreichen. Die Hubraumleistung war bei den Zweitaktmotoren viel besser als bei den behäbigen Viertaktmotoren.
Erst viel später, als Motorräder für mich infrage kamen, die viel größeren Hubraum hatten, wurden die Zweitaktmotoren für mich uninteressant. Mit dem selbstverdienten Geld wurde auch die Wirtschaftlichkeit immer wichtiger.
Als ich wieder aktiv Endurosport betrieben habe, wurde die Frage wieder interessant. Besonders im Geländesport ist jedes Kilogramm wichtig, das eingespart werden kann und nicht mehr durch die verschiedenen Geländebedingungen bewegt werden muss. Außerdem kam wieder die alte Faszination dazu, die drehzahlfreudige Zweitaktmotoren vermitteln. Das Geräusch und die Kraftentfaltung bei hohen Drehzahlen vermittelt eine einzigartige Sensation, der ich mich auch heute nicht entziehen kann.
Obwohl ich schon weit über 50 Jahre bin, fange ich wieder an wie ein Jugendlicher zu zittern, wenn ich auf der 300 Kubikzentimeter Zweitaktenduro sitze und an dem Gasgriff drehen kann. Bitte verzeiht mir diese Umweltsünde, es ist eine der wenigen Sachen, die mir altem Motorradfahrer wieder für ein paar Stunden das Gefühl gibt, wieder 16 Jahre alt zu sein. Bis mir dann jeder Knochen weh tut und ich mir meines Alters wieder bewusst werde.